Wer versucht, die Besonderheit einer Stimme zu beschreiben, gerät meist in die Nähe einschlägiger Klischees: verführerisch, sanft, ausdrucksstark, hell, vielseitig. All diese Begriffe, so vage sie sind, wären dennoch eine erste Annäherung an die Stimme von Maria Răducanu. Hinzufügen könnte man: licht und melancholisch, durchlässig und doch klar, vieldeutig und traumwandlerisch. Die rumänische Sängerin, 1967 geboren, hat als Kind Billie Holiday, Betty Carter und Nat King Cole gelauscht - und sich vorgestellt, eines Tages Kompositionen von John Coltrane mit der Imaginations- und Ausdruckskraft Keith Jarretts darzubieten. Es ist sogar noch besser gekommen, weil diese frühen Einflüsse ihr zwar eine Sehnsucht eingepflanzt haben, sie ihrer Musik aber zugleich noch ganz andere und ihr auf spezifische Weise zugängliche Traditionen hinzugefügt hat: Răducanu bedient sich einerseits rumänischer Volksmusik - gerne wird sie mit der überragenden Chanson- und Folksängerin Maria Tănase verglichen; andererseits ist da das ihrer eindringlichen Stimme sehr zupass kommende Faible für portugiesischen Fado; all das verschmilzt sie mit balkanischen Klängen, mit Jazz und Tango, Bossa Nova und slawischen Melodien. Dass dabei kein beliebiger Mischmasch herauskommt, dafür sorgt schon Răducanus geschmeidige Fähigkeit, mit ihrer Stimme Übergänge zu schaffen, Verschiedenstes organisch ineinanderfließen zu lassen. Mit ihren beiden deutschen Begleitmusikern Niko Meinhold und Michael Griener - mit denen sie teils schon lange zusammenarbeitet - ist also ein eindrucksvoller Abend zu erwarten. Die Besonderheit einer Stimme müssen wir dann nicht mehr zu beschrieben versuchen; wir können sie einfach erfahren!